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Dr. Heinz Tichy erläutert den Wechsel im Leitungsteam der ARGE

„Europa befindet sich in einem spannenden Prozess der Besinnung auf seine gemeinsamen Werte, auf seine Identität. Dies wird verstärkt durch die Globalisierung und insbesondere durch zunehmende außereuropäische Einflüsse. Gleichzeitig nimmt die Abwehr gegen das Andere zu, und während vor 30 Jahren Mauern fielen, werden anderswo neue errichtet.
In dieser instabilen Situation beginnen bekannte Begriffe wie „Nation“ oder „Volksgruppe“ zu verschwimmen und müssen hinterfragt werden, denn mit der gerade in Österreich und insbesondere in Wien so augenfällig gewordenen Grenzöffnung hat sich auch unser Verständnis von Grenzen verändert. Im Rückblick betrachtet, hat der universale, Grenzen überwindende Charakter der Menschenrechte viel zu dieser Entwicklung beigetragen: Das Wissen, frei von staatlichem Zwang über bestimmte Grundrechte zu verfügen, hat vielen das Selbstbewusstsein gestärkt.
Das gilt auch für Volksgruppen bzw. ethnische Gruppen. Jahrhundertelang von den Machthabern aufgrund bestimmter äußerer Merkmale festgelegten Kategorien bzw. Begriffen zugeordnet und oft nur Argument für Gebietsansprüche von Staaten, fordern diese Gruppen jetzt auch ihre, über die innerstaatlichen Rechtsordnungen hinausgehenden Menschenrechte ein. Eine Selbstverständlichkeit, nimmt man das Menschenrecht auf den Schutz ethnischer Identität ernst. Ebenso ist es naheliegend, dass die Gruppen bei der Ausgestaltung ihres eigenen Lebensbereiches, z.B. der Sprache, nicht bloß Objekt staatlicher Gesetzgebung, sondern aktiver Partner auf Augenhöhe sein wollen.
Berücksichtigt man noch das in einer Großstadt wie Wien besonders gut wahrnehmbare Phänomen unbestimmter oder auch mehrfacher ethnischer Identität, so bedeutet jede ernstzunehmende Behandlung dieser Frage eine große Herausforderung. Für die Wiener ARGE, die sich wie bisher dieser Thematik in vielfältiger Weise annimmt, ist die aktuelle Situation daher Aufforderung und Anlass, den Kreis ihrer Mitglieder zu erweitern und neue Kräfte einzubinden.“