Symposium 150 Jahre Nationalitätengesetz
2018 jährt sich das Gesetz über die Gleichberechtigung der Nationalitäten in Transleithanien zum 150. Mal. Das Gesetz – der Gesetzesartikel XLIV v. J. 1868, über die Gleichberechtigung der Nationalitäten – war dazu gedacht, die politisch-administrativen, kulturellen und wirtschaftlichen Komponenten im Leben der nicht-magyarischen Völker in Ungarn zu regeln. Es wird teils als Instrumentalisierung der assimilatorischen Politik, teils als eine Art modus vivendi des Zusammenlebens von Menschen verschiedener Sprachen und Kulturen in einem Staat beurteilt. Ein Manko war die fehlende Vollzugsverordnung. So blieb die „Gleichberechtigung“ hypothetisch; der Umgang mit dem seit vielen Jahrzehnten schwelenden Problem war von den jeweiligen Kräfteverhältnissen abhängig. Diese Tatsache hat über den Zusammenbruch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie hinaus bis zur Gegenwart ihre Gültigkeit.
Die Wiener Arbeitsgemeinschaft für Volksgruppenfragen – Volksgruppeninstitut (ARGE Volksgruppen) hat das Nationalitätengesetz im Rückblick der Erfahrungen von 150 Jahren in einem Symposium einer kritischen Analyse unterzogen. In dieser Zusammenfassung finden Sie den Gesetzestext im Original und die dokumentierten Beiträge renommierter Persönlichkeiten, wie dem Botschaftssekretär der Botschaft der Ungarn Dr. Zsoltan Bóta, dem Historiker und ARGEVorstandsmitglied Dr. Ernő Deák sowie den Universitätsprofessoren Dr. Željko Holjevac (Zagreb), Dr. Roman Holec (Bratislava) und Dr. Andrej Hozjan (Maribor). Ein Rückblick aus juristischer Perspektive stammt vom Verfassungsjuristen, Gründungsmitglied und Ehrenobmann der ARGE Volksgruppen Dr. Heinz Tichy. Es sollte sein letzter volksgruppenspezifischer Fachvortrag sein. Zehn Tage nach diesem Symposium, kurz nach seinem 70. Geburtstag, ist er seiner schweren Krankheit erlegen.
Mit Heinz Tichy hat sich ein anerkannter Experte für Minderheiten und Menschenrechte, der sich stets aus voller Überzeugung in den Dienst der Österreichischen Volksgruppen stellte, von der volksgruppenpolitischen Bühne Österreichs verabschiedet. Die Zusammenfassung des Symposiums „150 Jahre Nationalitätengesetz – ein Modell für die Zukunft?“ ist Dr. Heinz Tichy gewidmet.