Home

Neue Entwicklungen der Volksgruppen in Wien

Die „Wiener Arbeitsgemeinschaft für Volksgruppenfragen – Volksgruppeninstitut“ (ARGE) meldet sich mit einem Buch zu Wort, in dessen Mittelpunkt die in Wien traditionell ansässigen Volksgruppen stehen. Das Buch ist als Band XXVI der Reihe integratio erschienen und ist in Zeiten, in denen Integration, Toleranz und respektvoller Umgang mit Menschen anderer Sprache und Identität auf der Tagesordnung stehen, eine Wortmeldung zum richtigen Zeitpunkt.

Die ARGE bietet in diesem Buch einen Überblick über die Ergebnisse ihrer mehr als 30jährigen Vereinstätigkeit, in deren Mittelpunkt die in Wien beheimateten Volksgrup-pen stehen. Die Gruppen der Kroaten, Tschechen, Ungarn und Slowaken, aber auch der Polen und Roma, um die es hier geht, sind durchwegs seit vielen Generationen in Wien präsent. Gleichwohl werden sie in einer vielsprachigen Millionenstadt wie Wien in der Öffentlichkeit nur gelegentlich wahrgenommen; hinzukommt, dass sie der Österreichische Staatsvertrag 1955 nicht erwähnt hat, wohingegen die Erfüllung der dort genannten Volksgruppenrechte der Kärntner Slowenen jahrelang Priorität genoss. Obwohl alle Volksgruppen in Österreich gleich zu behandeln sind, gerieten somit die Anliegen der Volksgruppen in Wien medial in den Schatten.

Informationen über die für eine Großstadt typischen Volksgruppen in Wien zu geben, ist daher ein Hauptanliegen der ARGE wie auch dieses Buches. Die rund 30 thematischen Beiträge – sie stammen von Angehörigen aus allen anerkannten Volksgruppen sowie der deutschsprachigen Mehrheit – lassen sich in mehrere Schwerpunkte gliedern. Einen davon bildet die Darstellung des reichen kulturellen Lebens der Volksgruppen ebenso wie das von allen Volksgruppen bekundetet Verlangen nach einer kräftigen staatlichen Förderung des derzeit noch weitgehend unzulänglichen Bildungsangebots in den betreffenden Volkgruppensprachen (was angesichts dessen, dass es sich durchwegs um EU-Sprachen handelt, besonders unterstützungswürdig wäre). Dass der Staat die Anliegen der Volksgruppen in Wien weit stärker berücksichtigen müsste, folgt im Übrigen auch aus einschlägigen Europarats-Übereinkommen, deren Erfüllung der Europarat immer dringender – wenn auch bisher erfolglos, wie im Buch dokumentiert – seit Jahren von Österreich verlangt. Obwohl Wien im Mittelpunkt steht, enthält das Buch auch Beiträge betreffend die slowenische Volksgruppe sowie über die Roma im Allgemeinen.

Einen weiteren Schwerpunkt bilden Themen, die für alle Volksgruppen in Österreich relevant sind und von namhaften Experten aus dem Bereich der Rechtswissenschaft, Geschichte, Linguistik, Soziologie, Sozial- und Wirtschaftswissenschaft und der Psychologie verfasst wurden und neue Entwicklungen und Forschungsergebnisse präsentieren: So insbesondere über das Selbstverständnis und die Identitätsbildung der Volksgruppen, die Schwierigkeiten der Ermittlung zahlenmäßiger Größenordnungen der Volksgruppen oder auch die Auswirkungen der Erweiterung der EU auf die Volksgruppen. In rechtlicher Hinsicht wird ein von der ARGE entwickeltes und von vielen Volksgruppenorganisationen unterstütztes Konzept eines zeitgemäßen Volksgruppenrechts vorgestellt, das für jede Volksgruppen die eigene Rechtspersönlichkeit (als Körperschaft öffentliches Rechts) und damit eine einheitliche Interessensvertretung gegenüber dem Staat ermöglicht.

Eine chronologische Zusammenfassung der Vereinsveranstaltungen in den letzten drei Jahrzehnten vermittelt einen Eindruck von Umfang und Vielfalt der Aktivitäten der ARGE.

Das Buch Neue Entwicklungen der Volksgruppen in Wienu Volksgruppen, redigiert von R. Basler – H. Tichy, herausgegeben als Band XXIII der Reihe intergratio, Wien 2015, ist zum Preis von 20 Euro bei der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Volksgruppenfragen – Volksgruppeninstitut, 1200 Wien, Stromstraße 18-20/9/1, erhältlich.

Rückfragen und Bestellungen: office@volksgruppen.org